Pflegekraft im Hospiz? „Die beste Entscheidung meines Lebens“

Manuela Suler (l.) und Christiane Thomas berichten von ihren Erfahrungen im Malteser Hospizzentrums St. Raphael. Foto: Malteser

Christiane Thomas und Manuela Suler haben viele Jahre im Krankenhaus gearbeitet. Dann wechselten die Krankenschwestern in den Hospizbereich. Hier werde der Mensch als Mensch gesehen, sagen sie. „Mit all seinen Ängsten, Nöten und Bedürfnissen.


Duisburg-Huckingen. „Du arbeitest im Hospiz? Das könnte ich nicht!“ An Reaktionen wie diese sind Christiane Thomas (57) und Manuela Suler (55) inzwischen gewöhnt. Schließlich sind sie seit zehn bzw. sieben Jahren in der Betreuung schwerkranker Menschen ohne Heilungschancen tätig. Und auf Basis dieser Erfahrung versichern sie glaubhaft, dass sie sich keine schönere Aufgabe im Pflegebereich vorstellen können – was viele Menschen erstaunt. 

 

Die beiden Mitarbeiterinnen des Malteser Hospizzentrums St. Raphael haben als examinierte Krankenschwestern viele Jahre in Krankenhäusern gearbeitet. Und beide haben irgendwann festgestellt, dass sie einen Wechsel brauchen. „Ich wollte nicht mehr im Rückwärtsgang in Patientenzimmern unterwegs sein“, so fasst es Manuela Suler zusammen. „Mein Ziel war es, wieder mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten zu haben. Und das habe ich im Hospiz gefunden.“

 

Die Menschen, denen sie sich widmet, haben „die diagnostischen und therapeutischen Mühlen“ hinter sich, wie sie es formuliert. „Jetzt stehen essenzielle Themen im Vordergrund: Wie sieht meine Lebensbilanz aus? Was möchte ich aus dem Rest meines Lebens machen?“ Wer ins Hospiz geht, vertraut dem Team die Mitgestaltung des letzten Lebensabschnitts an. „Das ist eine große Verantwortung, aber auch ein großer Ansporn“, findet Suler. „Wir dürfen mit all unserer professionellen Nähe nicht nur die Betroffenen, sondern auch ihre Familien begleiten.“

 

Die Pflege im Hospiz umfasst einerseits die typischen Bereiche wie Körperpflege, Versorgung mit Essen und Trinken sowie Medikamentengabe, vor allem zur Schmerzlinderung. Hinzu kommt die psychosoziale Begleitung, das Sprechen, Zuhören und das „Einfach-da-sein“. „Das kann unter anderem bedeuten, in schweren Phasen solange beruhigend auf der Bettkante zu sitzen, bis es dem Patienten oder der Patientin wieder besser geht“, sagt Manuela Suler. „Unsere Aufgabe ist es, Ängste und Schmerzen zu nehmen oder zumindest bestmöglich zu lindern. Auch bei Übelkeit oder Appetitlosigkeit helfen wir.“ Wichtig ist dem Team, niemanden allein zu lassen, der es nicht will. „Das funktioniert, weil bei uns nicht an Fachpersonal gespart wird“, sagt Suler.

„Im Hospiz wird der Mensch als Mensch gesehen, mit all seinen Ängsten, Nöten und Bedürfnissen“, sagt Christiane Thomas. Sie ist stellvertretende Pflegedienstleiterin in der Malteser-Einrichtung. „Natürlich kommen die Menschen letztlich zum Sterben zu uns. Aber zunächst geht es darum, die verbleibende Zeit zu leben und vielleicht auch noch ein wenig zu genießen.“ Sie sehe oft in glückliche Gesichter. „Die Wertigkeit und die Prioritäten verändern sich eben in dieser Situation.“

Der Wechsel in den Palliativ- bzw. Hospizbereich sei „die beste Entscheidung meines Lebens“, gewesen“, sagt Christiane Thomas. Dabei wollen weder sie noch ihre Kollegin Manuela Suler bestreiten, dass ihnen die erlebten Schicksale mitunter auch sehr nahegehen. Christiane Thomas: „Man lernt, den richtigen Umfang damit zu finden. Hinzu kommt die Unterstützung des gesamten Teams.“ Und die körperliche Belastung? „Für anstrengende Pflegetätigkeiten wie etwa das Umlagern stehen inzwischen diverse moderne Hilfsmittel zur Verfügung“, sagt Christiane Thomas. 

Allen jungen Menschen, die über einen Einstieg in die Pflege nachdenken, aber auch älteren Quereinsteigerinnen und -einsteigern empfiehlt sie, sich über die Arbeitsmöglichkeiten im Hospizbereich zu informieren. „Es kann eine wunderbare Aufgabe sein.“